Artenreiches Grünland ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Da artenreiches Grünland aufgrund seiner hohen Biodiversität als besonders wertvoll betrachtet werden kann, soll dieses Forum die Förderung artenreichen Grünlands ermöglichen. Erhalten Sie Einblick in Renaturierungsprojekte, stellen Sie Fragen und diskutieren Sie. Das Forum wird im Rahmen des Forschungsprojekts durch die TU München begleitet. Tauschen Sie sich mit Praktikern, Forschern und anderen Interessierten aus.
- mehr als schönes Bauerwartungsland mit bunten Blumen?
Die Sanatoriumswiese am westlichen Ortsrand der Würmtal-Gemeinde 82152 Krailling wird durch die Pentenrieder Straße der Länge nach in zwei Hälften geteilt: die nördliche und die südliche Sanatoriumswiese.
Die Wiese ist ca 22 Hektar groß. Früher war es eine landwirtschaftliche Nutzfläche und gehörte zum Gutshof des Waldsanatoriums der Kongregation der Barmherzigen Schwestern des Hl. Vinzenz von Paul. Sie wurde als Acker und als Viehweide genutzt. Nach wie vor im Eigentum des Ordens, wird die auf Kraillinger Flur befindliche Fläche auf Anregung von Bürgerseite seit ca 1992 von der Gemeinde Krailling als ortsnahe Erholungsfläche für die Bürgerschaft gepachtet und seitdem nur noch zweischürig gemäht, aber nicht mehr gedüngt (düngungsfreie zweischürige Mahd). Sehr wahrscheinlich wurden seit der Pacht die früheren Ackerflächen mit Weidegras eingesät. Es wurden so gut wie sicher keine Blühmischungen gesät.
Die Sanatoriumswiese hat sich seit Anfang der 90er Jahre inzwischen zu einer artenreichen Mähwiese entwickelt. Zeitweise gab es im südwestlichen Bereich Beweidung durch Schafe, teilweise auch auf der gesamten Fläche. Ca. 1999 / 2000 wurden vom LBV im Westen der nördlichen und der südlichen Sanatoriumswiese Apfelbäume gepflanzt (Norden: 3 Reihen, Süden: 1 Reihe), damit sich dort mit der Zeit ein Streuobstbereich entwickelt. Auf der Wiese sind z Zt insgesamt 6 Ansitzstangen für Greifvögel aufgestellt, die sehr gut angenommen werden. Auch die weitaus niedrigeren Markier-Stangen des BN werden von Greifvögeln und anderen Vögeln gerne als zusätzliche besser-niedrig-als-gar-nicht-Ansitzstangen genutzt, wie man nicht zuletzt an Federn, Kot und Gewölle sehen kann. Seit ca. 2018 werden aus Gründen des Insektenschutzes Altgrasbereiche belassen. Davor wurden aufgrund des Jakobskreuzkrauts (JKK) keine Altgrasbereiche stehen gelassen. Da für die Insekten Altgrasbereiche gerade in Zeiten des Insektensterbens sehr wichtig sind, hat sich der BN Krailling bereit erklärt, das JKK händisch zu bekämpfen. Ein Versuch der JKK-Bekämpfung mit Hilfe von Blutbärraupen verlief leider nicht erfolgreich, da die ausgesetzten Raupen im Folgejahr leider keine Blutbär-Population begründet haben.
Aufgrund des Jakobskreuzkrauts wird das gesamte Mähgut seit ca. 2019 an eine Biogasanlage geliefert. Die vielen Ameisenhaufen und die vielen Hunde sind weitere Gründe, weshalb das Mähgut nicht verfüttert werden kann (Verschmutzung durch Erde und durch Hundekot). Aus Kostengründen richtet man sich bei dem Mahdzeitpunkt nach den von der Biogasanlage vorgegebenen Anlieferungsterminen, die jedoch insgesamt den Mahdtermin-Vorgaben für eine zweischürige Mähwiese entsprechen: 1. Termin ab dem 20.06., 2. Termin ab dem 01.09. Gemäht wird mit einem Kreiselmähwerk, das vergleichsweise hoch eingestellt wird. Die Mahd erfolgt meist sehr früh am morgen, wenn die Insekten noch klamm auf den Blüten sitzen.
2005 sollte im westlichen Teil der südlichen Sanatoriumswiese ein Sportplatz mit zugehöriger Mehrzweckhalle entstehen. Durch die Lage am westlichen Rand der Wiese wäre eine Baulücke entstanden, die früher oder später bebaut worden wäre. Mit Hilfe eines Bürgerbegehrens konnte das geplante Bauvorhaben verhindert werden. 2016 wurde in der nordöstlichen Ecke der südlichen Sanatoriumswiese eine vorübergehende Asylunterkunft errichtet, die ursprünglich nach „maximal 7 Jahren“ zurückgebaut werden sollte. 2019 wurde versuchsweise eine Verlagerung der Grundschule Krailling auf die Sanatoriumswiese angedacht, dieses Gedankenexperiment stieß auf Ablehnung. Auch der Vorschlag in 2022 für einen geteerten reinen Fahrradweg am Nordrand der südlichen Sanatoriumswiese, parallel zur Pentenrieder Straße, fand keine Zustimmung. Es gibt bereits einen Kiesweg parallel zur Pentenreider Straße am Südrand der nördlichen Sanatoriumswiese, der sowohl von Fahrrädern als auch von Fußgängern genutzt wird. Der östliche Bereich der nördlichen Sanatoriumswiese ist ein beliebter Freizeitbereich mit häufigerer Mahd. Nach einer Erholungspause in den Corona-Jahren wird der westliche Bereich der nördlichen Sanatoriumswiese = der Streuobstwiese-Bereich wieder verstärkt bei Veranstaltungen tage- oder stundenweise in unterschiedlichem Umfang als Parkplatz verwendet, hierbei ist v.a. das Johannisfeuer-Event von 2023 mit insgesamt ca. 3500 Besuchern zu erwähnen. Ein Parkplatz-Teilbereich wurde in 2023 dreimal gemäht.
Die Vegetation der Sanatoriumswiese ist nicht einheitlich und nicht „gut durchmischt“. Zum einen, weil die Wiese noch relativ jung ist, zum anderen, weil der Boden nicht einheitlich ist („standörtlich nicht völlig homogen“), es gibt magerere und weniger magere Bereiche.
Seit Anfang der 90er Jahre wird der Boden nicht mehr gedüngt. Seit 2023 wird auch der auf Gautinger Flur befindliche Bereich (westlichster Teil der südlichen Sanatoriumswiese) nicht mehr für Ackerbau und für Sonderkulturen (Erdbeerplantage) genutzt, so dass nun keine Pestizide mehr auf die Sanatoriumswiese geweht werden.
Die Wiese ist überwiegend von Wald eingerahmt. Für Fledermäuse, Greifvögel und viele weitere Tierarten, darunter viele Insekten, ist die Sanatoriumswiese lebensnotweniges Jagdgebiet, unersetzlicher Lebensraum und unverzichtbare Nahrungsgrundlage.
Für Menschen ist die Wiese ein beliebtes Naherholungsgebiet, nicht nur für Kraillinger. Befragungen haben ergeben, dass die Erholungssuchenden nicht zuletzt auch aus Aubing, Gilching, Pasing, Freiham, Neuried etc. ganz gezielt zur Sanatoriumswiese kommen, oft in Kombination mit Maria Eich.
Ein erstes botanisches Gutachten wurde 2005 von Diplom-Biologe Burkhard Quinger angefertigt. Bereits damals war die Liste der nachgewiesenen Wiesenpflanzen lang, darunter: Wiesen-Habichtskraut, Scharfes Berufkraut, Karthäuser-Nelke, Zierliche Sommerwurz, Wiesen-Salbei, Frühlings-Segge, Feld-Hainsimse, um nur einige wenige zu nennen. Die Insekten freuen sich nicht zuletzt auch über den inzwischen zunehmenden Thymian. Die Wiese beherbergt inzwischen noch weitere Pflanzenarten artenreicher magerer Flachland-Mähwiesen. Sie sorgt auch immer wieder für botanische Überraschungen. Die Zukunft wird zeigen, ob es den „Überraschungsgästen“ gelingt, sich langfristig zu etablieren. Um manchen Pflanzen das Aussamen zu ermöglichen, werden verschiedene Stellen bei der ersten Mahd ausgespart und erst bei der zweiten Mahd abgemäht. Das Ausstecken der nicht zu mähenden Bereiche und der Altgrasbereiche ist etwas knifflig, da auch die Breite des Mähwerks und des das Mähgut einsammelnden Häckslers mit dem parallel fahrenden Wagen zu beachten sind.
Für Forschende könnte es interessant sein, zu sehen, wie sich ein Grünland von dieser Größe seit Anfang der 90er Jahre was Pflanzen, Tiere und Boden anbelangt entwickelt hat.
Die Wiese ist bisher nicht amtlich als geschütztes Biotop eingetragen. Die Gründe sind im Gutachten von 2005 dargelegt.
Die Wiese ist im Landschaftsschutzgebiet "Kreuzlinger Forst" gelegen. "Aufgrund ihrer Größe ... vermittelt die "Sanatoriumswiese" einen Eindruck vom Reliefcharakter der südwestlichen Münchner Ebene und damit zur Landschaftsgestalt der hochwürmzeitlich geprägten südwestlichen Münchener Ebene wie sonst nur wenige Landschaftsausschnitte im Südwesten dieser Ebene." (Quinger-Gutachten 2005, S. 13)
Korrektur, da Bearbeitung des Eingangstextes nicht mehr möglich: Auf der Wiese sind 6 Ansitzstangen aufgestellt, 3 Ansitzstangen auf jeder Seite, davon jeweils 2 höhere und 1 niedrigere Ansitzstange. Die Stangen werden von Falken und Bussarden genutzt, wobei die scheuen Bussarde nur die Stangen der südlichen Sanatoriumswiese nutzen, so die Beobachtung. Die Falken hingegen nutzen auch Stangen, die näher am Publikumsverkehr aufgestellt sind (nördliche Sanatoriumswiese).
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Ergänzung 1:
Zum Thema Jakobskreuzkraut und Blutbärraupen könnte bei Interesse noch sehr viel geschrieben werden. Das "bayerische JKK-Qualitätsunkraut" auf der Sanatoriumswiese verhält sich anders als das JKK, das der Blutbärraupen-Experte aus Schleswig-Holstein bestens kennt und mit Hilfe der Raupen erfolgreich bekämpft.
Die JKK-Eindämmung von Hand hat den positiven Begleiteffekt, dass man die Wiese mit ihren unterschiedlichen Bereichen relativ gut kennenlernt. Trotzdem Erstaunen, dass manche Pflanzen es schaffen, sehr lange dem Auge zu entgehen. Einige Überraschungsgäste wurden erst völlig zufällig NACH der ersten Mahd gefunden, es ist daher nicht ausgeschlossen, dass es noch mehr davon gab, die unentdeckt abgemäht wurden.
Ergänzung 2:
Thema Mahd: Die Mahd muss z Zt so früh am Morgen erfolgen, da der Häcksler eine gewisse Feuchte im Mähgut benötigt, so wurde erklärt.
Mähgut-Übertragungen auf die Wiese gab es bisher meines Wissens in der Vergangenheit nicht.
Eine Besonderheit der Sanatoriumswiese ist sicherlich, dass sie sich quasi "aus eigener Kraft im eigenen Tempo" "selber" entwickelt und aufgewertet hat. Bei der "Entwicklungsrichtung" hat sie durchaus "ihren eigenen Kopf".
Für die Tierwelt ist die Kombination von Wiese, Waldrand und Wald besonders kostbar.
Inzwischen in der Rubrik "Bildergalerie" dieses Forums etwas durcheinander ein paar Kraut-und-Rüben-Fotos der Sanatoriumswiese hochgeladen.
Zwar sieht man zT am Waldrand der Sanatoriumswiese viele Fichten, doch auch dort ist im Wald meist viel Laub-Naturverjüngung "versteckt". D.h. die Bereiche mit Fichten-Waldrand werden sich mit der Zeit stark verändern und sich zu Waldrand mit viel Laubholz entwickeln, der im Herbst mit goldener Laubfärbung das Auge erfreut.
In der letzten Gemeinderatssitzung wurde bekannt, dass das Landratsamt des Landkreises Starnberg bereits vorsorglich nach neuen Flächen für weitere Flüchtlingsunterkünfte Ausschau hält. Da die Sanatoriumswiese für das Landratsamt bisher lediglich eine schöne große noch unbebaute ortsnahe Fläche ist, die frei von Schutzstatus ist, ist bei zukünftigem Bedarf eine Erweiterung der vorhandenen Flüchtlingsunterkunft nach Süden weiter in die südliche Sanatoriumswiese hinein bereits zwischen Landratsamt und Bürgermeister ein Gesprächsthema.
In der Bildergalerie Sanatoriumswiese hier im Forum gibt es ein Foto, mit links und rechts je einem Streuobst-Apfelbaum im Hintergrund und Wiese mit Wiesenglockenblumen und Margeriten im Vordergrund. Foto von diesem Jahr 2023. (Nicht nur) Diese Fläche wurde nach der 1. Mahd als genehmigter Parkplatzbereich für ein Johannisfeuer-Großevent mit 3500 Besuchern und vielen Fahrzeugen ausgiebig befahren. Dabei fuhren die Autos oft die gesamte Länge von Süd nach Nord zwischen den Apfelbaumreihen auf der Wiese entlang, obwohl sie auch nach Süden raus schnell auf dem zur Straße führenden Kiesweg hätten fahren können. Usw usf, zum Thema Johannisfeuer-Großevent ließe sich noch einiges schreiben. Der links angrenzende, noch westlicher gelegene Wiesenbereich, ebenfalls noch im Streuobstwiese-Bereich, wurde in den folgenden Monaten noch mehrfach als Parkplatz genutzt, mit einer zusätzlichen Mahd, d.h. der entsprechende Bereich der artenreichen mageren Flachland-Mähwiese wurde in 2023 dreimal gemäht.
Zufällig vorhin beim googeln gefunden: "Die Wiesen-Hainsimse wächst auf unterschiedlichen Magerwiesen, von wechselfeuchten bis trockenen Standorten. Zusammen mit Frühlingssegge, Bergsegge und Rauem Veilchen bildet sie in Halbtrockenwiesen den ersten Blühaspekt." ( http://www.natur.vulkanland.at/arten/544 )
In der Tat war ich genau aus diesem Grund beim Gang über die Wiese (mit den "Jäger-Augen" nach Jakobskreuzkraut-Rosetten ausschau haltend) auf die Frühlingssegge, das Raue Veilchen und die Hainsimse aufmerksam geworden und hatte sie fotografiert, und dann auch hier im Forum in der Galerie hochgeladen. Im nächsten Jahr mal sehen, ob auch die Bergsegge zu entdecken ist. Im Gutachten von 2005 fehlt sie, aber da fehlte auch das Rauhe Veilchen.
Auch in der Presse wird das Thema Renaturierung von Grünland aufgegriffen, z.B. in der Süddeutschen Zeitung vom 27.10.2023: "Im Blüten-Paradies (print) / Im Schmetterlingsparadies (online) - Von der Silagewiese zum vielfältigen Lebensraum" https://www.sueddeutsche.de/leben/allgae...74?reduced=true "... Auf einer gut drei Hektar großen Fläche..." Die Besonderheit der Sanatoriumswiese ist sicher nicht zuletzt ihre Größe. Die Teilung in zwei Hälften durch die Landstraße ist natürlich suboptimal, aber so ist das nun einmal. Und jede der Hälften hat ja auch schon eine ordentliche Größe von deutlich mehr als "gut drei Hektar". Positiv für die genetische Vielfalt.
"... Auch die Fauna hat auf die veränderte Bewirtschaftung und die neue Artenvielfalt reagiert. ... Die Lebensgemeinschaft - Zönose - ist damit deutlich typischer geworden." Auch auf der Sanatoriumswiese hat sich durch die Renaturierungsentwicklung zu artenreichem Grünland auf der Wiese eine gute Biozönose entwickelt, und entwickelt sich noch weiter. Eine artenreiche Wiese ist so viel mehr als "nur" die darauf wachsenden Pflanzen. "...Auch die Anzahl der Heuschreckenarten ist um ein Drittel gestiegen." Wäre natürlich wunderbar, mal genauer zu untersuchen, was auf der Sanatoriumswiese nicht nur wächst, sondern auch "kreucht und fleucht" ;) Allerdings sind die Kosten für solche Untersuchungen horrend, so dass diesbezüglich mal probeweise ausgestreckte "Fühler" gleich wieder zurückgezogen wurden. Um wieviel gestiegen, würde man auch gar nicht sagen können, da man am Anfang der Renaturierung keine Bestandserfassung vorgenommen hatte. Doch was macht das schon, Hauptsache, man hatte damals den richtungsweisenden Beschluss gefasst, die Wiese als Erholungsfläche für die Bürger zu pachten, was den Tieren, Pflanzen, Mikroorganismen einen neuen Lebensraum schenkte. "Ins Summe also ein erster Erfolg für das Leben auf der Wiese und damit für das Projekt." Ebenso, hier in Krailling. Man kann den Bürgern, die diese Idee hatten und sich intensiv dafür eingesetzt haben, sowie dem Bürgermeister, der sich für die Idee erwärmte, dem Orden, der sich zur Verpachtung bereit erklärt hat, und und und, kurz allen weiteren Personen, die das Projekt unterstützt haben und den Startschuss ermöglicht haben, und weiterhin unterstützen und ermöglichen (dazu könnte und müsste man noch viel mehr schreiben) nicht genug danken.
Fortsetzung von dem vorhergehenden, am 9.11. als "Bearbeitung" eingestellten Thema:
In einem Punkt hat die im Artikel erwähnte Wiese zweifellos die "Nase vorn": Dort kann das Mähgut verfüttert werden. Ich hoffe sehr, dass das Jakobskreuzkraut (oder Wasserkreuzkraut, je nach Standort) einen weiten Bogen um die Wiese macht, ebenso Neophyten wie der Feinstrahl usw usf, und kann nur raten: Wehret den Anfängen! 3 Hektar sind ja zum Glück recht überschaubar.
Zur Kraillinger Sanatoriumswiese gibt es inzwischen eine Beurteilung des Botanikers Burkhard Quinger:
"Beurteilung der „Sanatoriumswiese“ südwestlich von Krailling in Hinblick auf ihre Zugehörigkeit zu den gesetzlich geschützten Biotoptypen", nachzulesen hier
Darin u.a.: "Weit überwiegend sind die Wiesenflächen nach den Kartiervorschriften des Bayer. Landesamts f. Umwelt (BayLfU 2022a: Tafeln Nr. 34 bis 36) dem Lebensraumtyp „Artenreiche Flachland-Mähwiesen (LRT 6510)“ zuzuordnen. Ein kleiner Teil in der nördlichen Wiese lässt sich dem LRT „Kalkmagerrasen (LRT6210)“ zuordnen. Beide Lebensraumtypen sind rechtlich geschützt, die „Kalkmagerrasen“ nach §30 BNatSchG, die „Artenreichen Flachland-Mähwiesen“ als LRT 6510 nach Art. 23, Abs. 1 BayNatSchG."
Der Beurteilung sind auch Luftbilder beigefügt, in der die verschiedenen Bereiche der Wiese eingetragen sind.
Man kann sich freuen und stolz auf die Sanatoriumswiese sein! (...oder natürlich die Dinge auch anders sehen)
Anlässlich des 50jährigen Jubiläums der BUND Naturschutz Kreisgruppe Starnberg hat die BN Kreisgruppe eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, in der auch die Sanatoriumswiese Erwähnung findet.
"In Krailling wurden im Mai 2005 zwei Bürgerentscheide gegen naturzerstörende Bauprojekte gewonnen: Ein geplanter Hotelbau in der Würmaue hätte dem Fluss eine große Überschwemmungsfläche genommen, und ein Sportzentrum auf der Sanatoriumswiese sollte der erste Schritt zu einer weitergehenden Bebauung der damals bereits wertvollen Wiese werden. Seitdem wurde die Sanatoriumswiese zu einer noch artenreicheren Insektenparadies-Fläche mit großem Erholungswert für die Bürger, die dort z.B. Falken, Bussarde und Mehlschwalben beobachten und Feldgrillen zirpen hören können. Leider gibt es nach wie vor Bestrebungen, Teile dieser artenreichen, mageren Flachland-Mähwiese zu bebauen: So ist zum Zeitpunkt der Drucklegung nicht nur eine Erweiterung der Asylunterkunft angedacht, es werden auch wieder Rufe laut, die Grundschule auf die Wiese zu verlagern. ..."
... und ab diesem Jahr soll der westliche Bereich der nörlichen Sanatoriumswiese = der Streuobstwiesenbereich überdies auch verstärkt als Parkplatz bei Veranstaltungen genutzt werden, samt häufigerer Mahd für eine robuste Grasnarbe. Das ist dann statt "Renaturierung von Grünland" umgekehrt die "Denaturierung von artenreichem Grünland".
vielen Dank für diese spannenden Hintergrundinformationen. Ich hoffe sehr, dass die Sanatoriumswiese erhalten bleibt. Vielleicht können über das Forum einige Anwohner auf den Wert der Fläche aufmerksam gemacht werden? Sollten sich die Pläne zur Bebauung konkretisieren, wäre z.B. eine Petition denkbar?
Vielen Dank für den Artikel, Herr Bauer! Sehr interessant. Werde den Artrikel an zwei Landwirte weiterleiten, die Probleme mit Wasserkreuzkraut haben. Die Sanatoriumswiese ist als trockene Wiese frei von Wasserkreuzkraut, dafür wächst dort das Jakobskreuzkraut / Jakobsgreiskraut (Senecio jacobaea). Der Befall ist zum Glück nicht überall gleich stark, sorgt aber für ausgiebige "Jäger-und-Sammler"-Beschäftigung (Ausstechen von Hand). Positiver Begleiteffekt: Man lernt die Wiese mit ihren unterschiedlichen Bereichen gut kennen. Ohne die Suche nach den Jakobskreuzkraut-Rosetten hätte ich Raues Veilchen, Echte Schlüsselblume, Frühlingssegge und Hainsimse wahrscheinlich gar nicht auf der Wiese gesehen, mit vielen der später blühenden Pflanzen genau so. Nochmals vielen Dank, Mit schönen Grüßen aus dem Würmtal, Silvia Roelcke
vielen Dank für Ihre Anregungen. Mal sehen, was letztendlich geplant ist.
Es gibt jedenfalls Personen, die immer wieder darauf hinweisen, dass es keine "Denkverbote" geben dürfe.
"Obwohl alle im Gemeinderat vorhandenen Fraktionen davon sprechen, dass bezüglich der Schule keine Denkverbote bestehen dürfen, ist ein Neubau der Grundschule auf der Sanatoriumswiese anscheinend doch undenkbar. Haux wies darauf hin, dass ein Neubau auf der Sanatoriumswiese die kostengünstigste und am schnellsten umsetzbare Alternative von allen angedachten Varianten sei. Im Gegensatz zum Beschluss für eine jahrelange Sanierung im laufenden Betrieb, wäre dies auch die verträglichste Lösung für Schulkinder und Lehrpersonal!" Quelle: Artikel aus unser-wuermtal.de vom 11.04.2024
Dass den Grundschulkindern dadurch ein deutlich längerer Schulweg zugemutet würde, scheint nicht weiter zu interessieren. Dass die Sanatoriumswiese ein gesetzlich geschütztes Biotop mit beeindruckender Biodiversität und auch ein wichtiger Kohlenstoffspeicher ist, interessiert die Befürworter einer peu-a-peu-Bebauung der Sanatoriumswiese ohnehin nicht.
Bewahrung der Schöpfung zum Wohle von Mensch und Natur sowie Klimaschutz nicht nur für zukünftige Generationen versus angestrebte Scheibchen-für-Scheibchen, Stück-um-Stück-Nutzung von verlockendem Bauerwartungsland - der Stoff für diesen Thread geht so schnell wohl nicht aus.
Der Kraillinger Bürgermeister hat heute Abend in der Bürgerfragestunde vor der heutigen (23.04.2024) Gemeinderatssitzung die Korrektheit seiner in dem obigen Artikel wiedergegebenen Aussage/Meinung bestätigt und bekräftigt. Bei der Gelegenheit wurde die Verärgerung darüber, dass ein Fachbotaniker die Sanatoriumswiese genauer in Augenschein genommen hat, wiederholt.
Zwar gilt zumindest theoretisch: "... Der gesetzliche Schutz für ein Biotop entsteht allein durch die auf einer Fläche vorkommende Pflanzenvielfalt oder die Eigenschaften des Standortes, unabhängig davon, ob das Biotop in der Biotop-Kartierung erfasst wurde oder nicht." Lfu Flyer Biotopkartierung
Möglicherweise gibt es hierzu folgenden Gedankengang: -- Wenn man etwas nicht weiß, dann bräuchte man es nicht weiter zu beachten, und hätte freie Hand, anstelle von sehr ärgerlichen Einschränkungen. Landschaftsschutzgebiet schon schlimm genug, wenn obendrein auch noch gesetzlich geschütztes Biotop, das wäre nun wirklich zuviel des Guten...